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Warum sind manche Menschen Linkshänder? – Wissenschaftliche Erklärungen

Etwa 10% - 20 % der Menschen sind Linkshänder. Aber warum? Wissenschaftler haben verschiedene Theorien entwickelt – von Genen über Hormone bis hin zu Umwelteinflüssen. Hier erfährst du die wichtigsten Ansätze einfach erklärt.

Empfohlene Literatur für Schüler:innen:
Das linkshändige Kind in der Grundschule von Johanna Barbara Sattler

Die Problematik der Linkshändigkeit von Doris Lindner

Die linke Hand von Henning Wirth

Linkshändigkeit und Hirnasymmetrien von Sebastian Ocklenburg

1. Genetische Theorien: Ist Linkshändigkeit vererbbar?

Wissenschaftler vermuten, dass Gene eine Rolle bei der Händigkeit spielen. Die „Right-Shift“-Theorie von Marian Annett und das „Dextral/Chance“-Modell von I.C. McManus gehen davon aus, dass bestimmte Genvarianten die Wahrscheinlichkeit für Rechts- oder Linkshändigkeit beeinflussen. Allerdings konnten bisher keine spezifischen Gene eindeutig identifiziert werden, die allein für Linkshändigkeit verantwortlich sind. Studien zeigen, dass die genetische Veranlagung etwa 25 % zur Händigkeit beiträgt, während Umweltfaktoren den Rest beeinflussen. [Quelle]

2. Hormonelle Einflüsse: Die Geschwind-Behan-Galaburda-Hypothese

In den 1980er Jahren entwickelten die Neurologen Norman Geschwind, Peter Behan und Albert Galaburda eine Theorie, die besagt, dass ein hoher Testosteronspiegel im Mutterleib die Entwicklung der linken Gehirnhälfte hemmen könnte. Dies würde zu einer Dominanz der rechten Hemisphäre führen, was mit Linkshändigkeit in Verbindung gebracht wird. Diese Hypothese versucht auch, Zusammenhänge zwischen Linkshändigkeit und bestimmten Erkrankungen wie Sprachstörungen oder Autoimmunerkrankungen zu erklären. Allerdings ist die Theorie umstritten und nicht vollständig durch empirische Daten gestützt. [Quelle]

3. Pränatale Einflüsse: Umweltfaktoren vor der Geburt

Einige Forscher, wie F.H. Previc, schlagen vor, dass die Position des Fötus im Mutterleib und die damit verbundenen sensorischen Erfahrungen die Händigkeit beeinflussen könnten. Beispielsweise könnte die bevorzugte Lage des Fötus dazu führen, dass eine Hand mehr stimuliert wird als die andere, was die spätere Händigkeit beeinflusst. Diese Theorie betont die Bedeutung von Umweltfaktoren während der Schwangerschaft. [Quelle]

4. Epigenetik: Gene und Umwelt im Zusammenspiel

Die Epigenetik untersucht, wie Umweltfaktoren die Genaktivität beeinflussen, ohne die DNA-Sequenz zu verändern. Der Biologe Conrad Hal Waddington prägte den Begriff und betonte, dass sowohl genetische als auch Umweltfaktoren die Entwicklung beeinflussen. Im Kontext der Händigkeit könnte dies bedeuten, dass bestimmte Umwelteinflüsse während der Entwicklung die Ausprägung der Händigkeit beeinflussen, auch wenn die genetische Veranlagung vorhanden ist. [Quelle]

5. Kritische Betrachtung der Theorien

Obwohl viele Theorien existieren, gibt es keine einheitliche Erklärung für die Ursache der Linkshändigkeit. Kritiker betonen, dass viele Studien widersprüchliche Ergebnisse liefern und dass sowohl genetische als auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Zudem ist die Händigkeit ein komplexes Merkmal, das nicht leicht auf eine einzige Ursache zurückgeführt werden kann.

Fazit

Die Ursachen der Linkshändigkeit sind vielfältig und noch nicht vollständig verstanden. Es ist wahrscheinlich, dass eine Kombination aus genetischen, hormonellen und umweltbedingten Faktoren die Händigkeit beeinflusst. Weitere Forschung ist notwendig, um die genauen Mechanismen zu verstehen.


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